Ciudad Neily
- janapfeifle
- 2. Sept. 2016
- 3 Min. Lesezeit
Letztes Wochenende haben wir uns auf den Weg in den Süden Costa Ricas gemacht. Unser Ziel: Die Kleinstadt Neilly an der panamaischen Grenze. Im November werden für eine Woche einen Missionseinsatz in Neilly durchführen und hatten jetzt am Wochenende die Chance uns alles anzuschauen, um planen zu können wie wir dort den Menschen helfen können und was wir vorbereiten müssen. Portantorchas ist es sehr wichtig, dass wir unseren Einsatz selber planen und organisiere, so dass es wirklich zu unserem Missionseinsatz wird und wir nicht einfach nur teilnehmen.
Nach 7 Stunden Fahrt in unseren Minibussen sind wir also in Neilly angekommen. Schon als man die Tür des Busses geöffnet hat, hat man gemerkt, dass wir in ein komplett anderes Klima eingetaucht sind. Obwohl es abends um 5 Uhr war hatte es ca. 30 Grad und Nieselregen. Es ist einfach schwül, nass und drückend und bis man sich daran gewöhnt hat alles andere als einfach. Glücklicherweise hatten wir abends kein Programm mehr und sind nach einem Abendessen gleich in unsere Gastfamilien gebracht worden.
Unsere Gastfamilie war einfach der Hammer! Die Eltern selber sind Missionare unter Eingeborenen in Costa Rica und wir richtig goldig umsorgt! Es war cool zu sehen, dass man nun sein erlerntes Spanisch unter Beweis stellen konnte und das ging besser als erwartet, so dass wir wirklich eine Unterhaltung führen konnten. Das Haus selber war richtig schön. Dadurch, dass es dort nie wirklich kalt wird, hat man in den meisten Zimmern nicht wirklich Fensterscheiben, sondern eher einfach ein überdachter Platz wo dann Esszimmer ist. Das war sehr angenehm, da so ein bisschen Luft in das Haus kam. Von der Fahrt waren wir total müde und sind schnell ins Bett gegangen. Es war wirklich ein Segen, dass wir in jedem Zimmer Ventilatoren hatten, dadurch war es möglich trotz der schwülen Hitze zu schlafen und sich auszuruhen.

In den folgenden zwei Tagen haben wir dann sämtliche Schulen, Kindergruppen und kirchliche Gruppen besucht um zu sehen was es schon vor Ort alles gibt und einen Eindruck zu bekommen wie nsere Arbeit dort aussehen könnte. Die Menschen waren alle sehr offen und freundlich und haben uns gerne alles gezeigt und Fragen beantwortet. Unser Großprojekt für dieses Jahr wird es sein einen Gehweg und eine kleine Terrasse bei einer Grundschule zu bauen. Daneben gibt es dann noch verschiedene andere Aufgaben im praktischen Baubereich aber auch im missionarischen Bereich.
Wir haben auch die Jugendgruppe und den Sonntagsgottesdienst der Gemeinde besucht. Für mich war es ein ziemlicher Schock, da die Menschen hier ihren Glauben doch nochmal etwas anders leben als ich es von zu Hause gewohnt bin. In der Jugendgruppe sind am Ende alle nach vorne gegangen und haben sich weinend und betend vor den Altar gelegt und wenn gebetet wurde hat jeder laut mitgebetet. Alles war total emotional und mit Zwischenrufen. Für mich war das alles sehr neu, überfordernd und ich habe mich recht unwohl gefühlt. Mir kam es alles sehr aufgesetzt und erzwungen vor und nicht, dass der Heilige Geist wirklich gewirkt hat, da es einfach jeder mitgemacht hat. Als wir jetzt wieder hier auf dem Campus angekommen sind, habe ich mit zwei der Betreuern die aus Costa Rica sind darüber geredet. Durch die Gespräche und auch Gebet wurde mir ziemlich klar, dass meine Gedanken nicht richtig waren. Ich habe über die Menschen geurteilt und es als schlecht befunden was sie tun. Im Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass vieles einfach auch kulturell bedingt ist, zum Beispiel das Weinen in der Öffentlichkeit, was man in Deutschland niemals machen würde. Ich habe natürlich mit einer anderen Kultur hier gerechnet, jedoch habe ich komischerweise gedacht, dass Kirche und Glauben hier gleich ist wie zu Hause. Mir ist dann wieder der Satz vom Vorbereitungsseminar eingefallen: „Es gibt kein richtig oder falsch, es gibt nur anders!“. Und das stimmt total. Ich habe absolut kein Recht über die Art wie die Menschen hier ihren Glauben leben zu urteilen, stattdessen möchte ich von nun an versuchen es als Bereicherung zu sehen selber neue Dinge zu lernen und von der Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Jesu Kirche zu profitieren. Das ist es wohl, was man Teil des berüchtigten Kulturshock nennt.

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